Seilschaft oder Netzwerk?

Geschäftliche Beziehungen sind komplex. Neben materiellen Komponenten spielen Sympathie, Abhängigkeitsverhältnisse, gesellschaftliche Normen usw. eine starke Rolle. Es ist gut zu reflektieren, wie unsere Geschäftsbeziehungen aussehen und ob wir uns da auch einig sind. Nur so funktioniert eine Zusammenarbeit.

Geschäftliche Beziehung Seilschaft oder Netzwerk für FAIR FührenDas Bild enthält Geschäftsbeziehungen, vom oberflächlichen „ich weiß, wer das ist“ bis zur mafiösen Beziehung mit lebenswichtigen Abhängigkeiten. Auch wenn ich mit jemandem noch gar nicht persönlich bekannt bin, habe ich oft schon eine Meinung über ihn oder sie. Abhängig davon, was ich von anderen gehört habe, wäre ich mehr oder weniger bereit, mit dieser Person etwas zusammen zu machen.

Bei einem Menschen aus meinem persönlichen Netzwerk habe ich einen eigenen Eindruck. Ich kenne nicht nur das Image, sondern wir haben schon einmal miteinander zu tun gehabt. Zur Zeit gibt es keine Zusammenarbeit, aber wir halten vielleicht einen Kontakt und informieren uns gegenseitig, was wir gerade so tun.

Projektkollegen arbeiten auf Zeit an einem gemeinsamen Ziel. Ein Ausstieg aus der Vereinbarung ist – eventuell mit materiellen Verlusten – möglich. Die Projektpartner sind auf Augenhöhe unterwegs.

In einer Seilschaft ist das Grad der gegenseitigen Abhängigkeit materieller und sozialer Natur. Die Seilschaft ist ein fester Klub: man gehört dazu oder nicht. Nach außen wird „dicht gehalten“. Auch wenn das Leben nicht bedroht wird, der Ausstieg fällt schwer. Ein „Nein sagen“ führt zu einem sozialen Ausschluss bis zur sozialen Existenzvernichtung: „die hecken zusammen was aus“.

In einer Mafia-Organisation gibt es die stärksten Abhängigkeitsbeziehungen. Sie ist extrem hierarchisch. Die Verweigerung eines „Gefallens“ ist lebensbedrohend: „gemeinsame Leichen im Keller“. Häufig gibt es ein privates Doppelleben.

Viele weisen es weit von sich, einer Seilschaft anzugehören. Ein in einem kleinen inhabergeführten Unternehmen Angestellter, der von sich aus kündigt und sich als Projektkollege versteht, wird oft davon überrascht, dass der Inhaber die Kündigung als Ausstieg aus einer Seilschaft versteht. Die Planung einer Überraschungsparty kann auch eine Seilschaft sein – wenn sich der Überraschte freut, eine gelungene. Die Einordnung erfolgt oft erst in der Rückschau und wird von verschiedenen Beteiligten unterschiedlich bewertet. Die Bewertung der Situation ist subjektiv. Formulierungen wie „ich habe es doch gut gemeint“, „und dann konnte ich nicht mehr zurück“ zeugen von diesen Schwierigkeiten.

Dieser Beitrag wurde unter Ethik, Mut, Werte veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar