Viele Führungskräfte suchen händeringend nach kompetenten Mitarbeitern. Das stößt oft auf Unverständnis von Ausbildungsinstituten, die beobachten, dass ihre Absolventen oft viele Bewerbungen schreiben müssen. Woran liegt das?
Häufig werden Qualifikationen mit Kompetenzen verwechselt. In industriellen Unternehmen werden Fähigkeiten und Fertigkeiten erwartet, die es einer Person erlauben, unter neuartigen Handlungsanforderungen angemessen zu handeln, d.h. Kompetenzen. Eine Qualifikation hat eine Person, wenn sie eine Ausbildung mit/ohne Prüfung durchlaufen hat. Sie ist dann qualifiziert, etwas zu tun. Salopp gesagt, heißt es deshalb aber noch lange nicht, dass dann dabei auch etwas herauskommt.
Kompetenzen erwerben wir täglich in verschiedensten Lebenszusammenhängen und sie sind für jeden Menschen einzigartig. Klassisch ist hier der Unternehmer zu nennen, der ohne Schulabschluss ein erfolgreiches Unternehmen gegründet hat. Er sieht vielleicht das erste Mal eine Wirtschaftsfakultät von innen, wenn er dort vor den Studenten einen Vortrag über „erfolgreiches Unternehmertum“ hält. Deshalb legen Unternehmen viel Wert auf Qualifikationen UND Kompetenzen. Sie vermuten, dass jemand mit Berufserfahrung kompetenter ist als jemand ohne Berufserfahrung – auch wenn die Qualifikation des Berufsanfängers vielleicht größer ist.
In einem Bewerbungsgespräch geht es deshalb auch weniger um Qualifikationen. Zertifikate, Zeugnisse und Diplome sagen etwas darüber aus, was jemand gelernt hat. Wenn das nicht ausreicht, lädt ein Unternehmen einen Bewerber erst gar nicht ein. Im Bewerbungsgespräch gilt es herauszufinden, welche Kompetenzen jemand unter Stress, bei der Zusammenarbeit mit anderen oder wenn neue Lösungen gefragt sind, hat. Dafür braucht das Unternehmen wiederum kompetente Interviewer, die nicht nur nach Noten schauen, sondern Fragen stellen wie: „Was haben Sie gemacht, als Sie merkten, dass Sie es nicht schaffen würden, eine Aufgabe pünktlich abzugeben?“.